Die Reiterin  im Damensattel

Voraussetzungen
Im Damensattel sollte grundsätzlich so geritten werden, dass von weitem die andersartige Lage der Beine nicht auffällt. Voraussetzung hierfür ist ein dem Pferd und auch der Reiterin bezüglich Länge, Breite und Hörnern gut passender Sattel.
Grundsätzlich können Pferde aller Rassen mit einem Damensattel geritten werden, wenn sie die Grundausbildung abgeschlossen haben, ausbalanciert und gesund im Rücken sind, eine möglichst „normale“ Rückenlinie haben, gehfreudig sind aber ihren Reiter nicht in Verlegenheit bringen.
Ein Reiter im Damensattel sollte ebenfalls die Grundausbildung abgeschlossen haben (E-/A-Niveau), „Figürlich“ in einen Damensattel, von Körpergroße und Gewicht her zum jeweiligen Pferd passen, ein gutes Körpergefühl haben, koordinationsfähig sein, konditionell fit genug für die Benutzung anderer Muskelgruppen sein und ein gewisses Vorausvertrauen zum Pferd haben.


Der korrekte Sitz im Damensattel
Wie auch im beidseits gesessenen Pritschensattel ist die Mittelpositur von zentraler Bedeutung. Die Hüfte sollte nahezu parallel zu der des Pferdes sein. Damit das auch in Bewegung so bleibt, ist darauf zu achten, dass der rechte Oberschenkel “gerade“ nach vorn verläuft und das rechte Knie nicht – wie im Fall von sehr schlanken Reiterbeinen auf eher breitem Pferd bzw. zu wenig Polster am oberen Horn -  deutlich weiter links als der rechte Gesäßknochen positioniert ist.
Das rechte Bein (Knie) wird so um das obere Horn gelegt, dass zwischen Horn und Knie ein bis drei Zentimeter frei bleiben. Der rechte Unterschenkel liegt senkrecht an der linken Pferdeschulter (Abb. 1), die rechte Fußspitze zeigt nach unten: Dadurch ist der Wadenmuskel eher flach und schmiegt sich besser an die flache Pferdeschulter an. Der rechte Unterschenkel ist ein wichtiger Sicherheitsaspekt für die Reiterin. Im Falle eines Wegspringens oder Buckeln des Pferdes, beim Springen über Hindernisse oder bei Anfängern auch beim ersten Reiten der schwunghaften Gangarten sollte er fest an die Pferdeschulter „gedrückt“ werden können. In England vergleicht man die Festigkeit des rechten Unterschenkels mit einer Napfschnecke (Limpet), die sich im Brandungsbereich des Meeres an einen Felsen saugt.
Das linke Bein liegt ähnlich wie im rittlings gerittenen Sattel: Das Knie ist etwas mehr gewinkelt, der linke Fuß tritt den Bügel aber nicht aus (das könnte den Sattel nach links ziehen) sondern ruht nur im Bügel. Der Absatz sollte leicht nach unten federn, die Steigbügellänge ist so zu wählen, dass zwischen unterem Horn und dem Oberschenkel noch eine flache Hand passt.
Gerade bei Reitern mit längeren Beinen (genauer gesagt langen Oberschenkeln) befinden sich die Gesäßknochen weiter hinten als in einem Pritschensattel. Da auch im Damensattel der Reiterschwerpunkt über dem Schwerpunkt des Pferdes (14/15. Brustwirbel) liegen sollte, balanciert sich die Reiterin im Damensattel über ein verändertes Sitzdreieck aus: Das Dreieck besteht aus den beiden Gesäßknochen und einem Bereich circa in der Mitte des rechten Oberschenkels. Die leichte „Verschiebung“ nach rechts verhindert, dass die Reiterin den Sattel zu sehr nach links zieht und so einen Druckpunkt an der rechten Pferdeschulter verursachen könnte. Durch Positionierung des  Oberkörpers leicht vor die Senkrechte (Entlastungssitz, „forward-position“) kann die Reiterin ihren Schwerpunkt über den des Pferdes verlagern.
„Spin-out“ verhindern!


In korrekt gebauten und richtig angepassten modernen Damensätteln (sie müssen ohne Reiter leicht rechts von der Wirbelsäule des Pferdes liegen und die Sitzfläche sollte hinten links höher sein als rechts, siehe „Der moderne Damensattel“) fällt es der Reiterin bei korrekter Mittelpositur, positiver Körperspannung im Oberkörper und gutem Körpergefühl ziemlich leicht, auch mit ihrer Schulterpartie quasi parallel zu der des Pferdes zu bleiben. In der Realität muss die Reiterin aber an der korrekten Sitzposition meist stetig arbeiten: Die linke Gesäßhälfte eher nach vorn, die rechte eher nach hinten schieben wollen und- ganz wichtig!- die rechte Schulter zurück. Mit dem Drehen des Oberkörpers um die Längsachse nach rechts (natürlich sollen die Schultern dabei auf gleicher Höhe bleiben, ein Einknicken in der Hüfte ist unbedingt zu vermeiden) verhindert der Reiter einen so genannten „Spin-out“. Darunter versteht man ein Verdrehen des Oberkörpers nach links. Wenn die rechte Schulter aber deutlich vor die linke kommt, die Schultern des Reiters nicht mehr 90 Grad zur Wirbelsäule des Pferdes sind, also „sideway“ sitzen (und der rechte Unterschenkel nicht fest genug an der richtigen Stelle liegt), besteht durchaus die Gefahr, kopfüber rückwärts auf die rechte Seite vom Pferd zu fallen.

Sitz von der Seite

RID Reiten im Damensattel, Sitzpositionen, Sitz von der Seite

Sitz von hinten

RID Reiten im Damensattel, Sitzpositionen, Sitz von hinten

Korrekte Position rechtes Knie


Hilfengebung
Im Großen und Ganzen entsprechen die Reiterhilfen im Damensattel denen im Pritschensattel. Der rechte Schenkel ist zwar an einer anderen Stelle, aber ein Anziehen des rechten Beines (rechter Absatz will in Richtung linkes Schienenbein) erzeugt einen Impuls am rechten Gesäß. Zudem wird der rechte Schenkel durch Anlegen eines etwas stabileren und dickeren Reitstocks (besser als eine zu elastische, dünne Gerte) in den verschiedenen Positionen ersetzt. Der linke Unterschenkel wird in den bekannten verschiedenen Positionen eingesetzt, aber „leiser“…  Neigt ein Reiter zu klemmenden Schenkeln, wird er es im Damensattel sehr deutlich merken, denn er wird sein Pferd nicht korrekt geradeaus reiten können. Die Einwirkung auf das Pferd über die Gewichtshilfen ist im Vergleich zum Pritschensattel verstärkt. Ein im Tempo-Zulegen oder Aufnehmen kann über ein leichtes Vorbringen oder wieder Zurücknehmen des Oberkörpers erreicht werden. Die Hilfe zum Angaloppieren kann über den linken Schenkel gesteuert werden, bei einer zu starken Schenkeleinwirkung besteht aber vor allem im Rechtsgalopp die Gefahr einer nach rechts ausbrechenden Hinterhand. Auch beim Angaloppieren besinnt sich der Reiter besser auf die Gewichtshilfen, auf der rechten Hand sollte am besten aus einer Schulter-Herein-Position angaloppiert werden.


Wendungen
Die Rechtswendungen werden wie im Pritschensattel geritten. Der Blick leitet die Wendung ein, das Brustbein schaut in die Bewegungsrichtung, die rechte Schulter geht zurück, die äußere linke Schulter kommt vor. Um bei Linkswendungen nicht in die unerwünschte Spin-Out-Position zu kommen, leitet zwar auch hier der Blick die Wendung ein, da die rechte Schulter hinten bleibt, dreht sich dazu nur der Kopf der Reiterin. Vor allem bei Linkswendungen erfühlen Reiter im Damensattel die Wichtigkeit des verwahrenden äußeren Zügels zur Begrenzung der Pferdeschulter und profitieren ganz oft durch diese Erfahrungen bei ihrer Kommunikation mit dem Pferd im normalen Sattel.

 

Unkorrekte Position rechtes Knie

Unkorrekte Position RID Reiten im Damensattel

Sitzdreieck Forward Postion

Sitzdreieck Forward Position RID Reiten im Damensattel

Sitzdreieck von oben

Sitzdreieick von oben RID Reiten im Damensattel

Sicherheitssitz

Sicherheitssitz RID Reiten im Damensattel, Sicherheitssitz

Sicherheitssitz
Die Ausrichtung des Oberkörpers nach rechts verhindert in eine Spin-Out-Position zu kommen. Daher sollte alles Neue, die ersten Schritte, das erste Traben und vor allem das erste Angaloppieren, unbedingt auf der rechten Hand begonnen werden. Zum Thema Sicherheit gehört natürlich auch die Überprüfung der Ausrüstung: Der Sattel (Baum, Strupfen) muss intakt sein, die Sicherheits-Steigbügelaufhängung funktionieren. Die Reitkleidung sollte so beschaffen sein, dass die Reiterin weder an der Hörnern (z.B. durch Tragen einer Reitschürze) noch sonst irgendwo (Gelände) hängen bleiben kann.  Auch das Tragen eines Reithelmes gehört dazu.
Überm Sprung, beim Wegspringen oder Buckeln des Pferdes und auch bei den ersten Galoppier-Versuchen sollte der sogenannte Sicherheitssitz (Abb. 7) eingenommen werden (können):
Rechter Unterschenkel fest an die linke Pferdeschulter „pressen“, rechte Fußspitze zeigt nach unten, rechter Absatz will in Richtung des linken Schienbeines. Der linke Oberschenkel kommt nach vorn und sucht Halt am unteren Horn (die Meinungen, ob dabei auch der Bügel deutlich mehr ausgetreten werden soll oder darf, gehen teilweise auseinander), der Oberkörper nimmt eine deutliche Entlastungsposition nach vorn ein und die rechte Schulter wird so weit wie möglich zurück und eher hoch genommen. Wenn mal eine brenzlige Situation kommt: An „ das Brustbein in Richtung 5 nach 12 bringen“ und „linke Schulter über rechtes Knie bringen“ denken. Dieser Bewegungsablauf sollte von Beginn an (zunächst im Stand, dann im Schritt, usw.) eingeübt werden.
Arme, Hände, Kopf
Die Oberarme fallen locker aus den Schultern, die Ellbogen sind leicht angewinkelt, die Hände werden (je nach Aufrichtung des Pferdes) so positioniert, dass die bekannte Linie „Unterarm- Handgelenk-Zügel-Pferdmaul“ erhalten bleibt. Die Hände können dabei rechts und links von rechten Oberschenkel sein oder auf diesem „abgelegt“ werden. Der (Hinter-)Kopf ist die gerade Verlängerung der Wirbelsäule, ein leichtes Anheben des Kinns komplettiert das elegante Erscheinungsbild.

RID Reiten im Damensattel e.V.

RID - Reiten im Damensattel e.V.

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